19 июня 2023 Schriftinterview mit der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Kasachstan Schwerpunktthema: Interview 19. Juni 2023 19. Juni 2023 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ) in Kasachstan ein Schriftinterview gegeben, das am 20. Juni in der Online-Ausgabe erschienen ist. Zum Ziel seiner Kasachstan-Reise sagt er: "Ich will die klare Botschaft überbringen: Wir, die Bundesrepublik und Europa, sind als Partner für Sie und Euch da. Ihr steht in Eurer schwierigen Nachbarschaft mit Russland und China nicht alleine da." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ) in Kasachstan ein Schriftinterview gegeben, das am 20. Juni in der Online-Ausgabe unter der Überschrift Wir sind als Partner für Sie und euch da erschienen ist. Die DAZ erscheint wöchentlich zweisprachig auf Deutsch und Russisch Herr Bundespräsident, Sie haben Kasachstan bereits 2017 besucht. Inzwischen hat das Land einen neuen Präsidenten, der Reformen umsetzt. Es ist moderner geworden, seine Städte sind gewachsen. Und das geopolitische Umfeld, in dem sich Kasachstan und die deutsch-kasachischen Beziehungen bewegen, hat sich verändert. Wenn Sie Ihre Gefühle und Eindrücke heute mit denen bei Ihrem ersten Besuch vergleichen, was stellen Sie fest? Seit mehr als einem Jahr führt uns der Krieg Russlands gegen die Ukraine den unschätzbaren Wert von Freiheit, Souveränität und Selbstbestimmung besonders deutlich vor Augen. Das gilt für uns in Europa, aber natürlich umso mehr für die Bürgerinnen und Bürger in den Ländern hier in der unmittelbaren Nachbarschaft Russlands. Auch in Kasachstan verändert sich vieles. Staatspräsident Tokajew hat wichtige Reformen angestoßen: Die Todesstrafe wurde abgeschafft, ein Verfassungsgericht eingesetzt, das Wahlrecht wird reformiert, es gibt Entwicklungen im Strafvollzug und Justizwesen. Diese Prozesse zeigen, dass das Land auf einem guten Weg ist. Die Reformen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, ist allerdings Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Wie haben sich Ihrer Ansicht nach die deutsch-kasachischen Beziehungen seit Ihrem letzten Besuch entwickelt, und auf welchen Tätigkeitsfeldern sollte in Zukunft der Fokus liegen? Ich freue mich, dass unsere bilateralen Beziehungen vielfältig sind. Sie umfassen den politischen Austausch, die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Bildung, Umwelt und die Zusammenarbeit in internationalen Organisationen sowie zwischengesellschaftliche und familiäre Beziehungen. Wir haben einen regen Austausch zwischen unseren Ländern, nicht zuletzt wegen der jeweils großen Minderheiten in unseren Staaten. Kasachstan ist unser wichtigster Wirtschaftspartner in der Region. Ihr Land steht für mehr als 80 Prozent des deutschen Handels mit Zentralasien. Kasachstan hat der Bundesrepublik zur Seite gestanden, als es letztes Jahr galt, die deutschen Haushalte und Unternehmen zuverlässig mit Rohöl zu versorgen. Ich freue mich, dass Kasachstan maßgeblich dazu beitragen wird, die Zukunft des Raffinerie-Standortes Schwedt und damit die Treibstoffversorgung in Ostdeutschland zu sichern. In unserer Delegation ist der Wirtschaftsminister Brandenburgs mitgereist, der hier einen Liefervertrag über Rohöl unterzeichnen wird. Unsere Wirtschaftsbeziehungen haben auch über die Lieferungen von Öl und Gas hinaus ein sehr großes Potenzial. Wir richten unseren Blick auf eine künftig CO2-neutrale Energieerzeugung. Wir wollen die Energieversorgung grüner machen und eng zusammen arbeiten im Kampf gegen den Klimawandel. Ich werde bei meinem Besuch in Kasachstan ein Wasserstoffprojekt in der west-kasachischen Region Mangystau anschauen. Mit Wind- und Sonnenenergie könnten dort bald große Mengen grünen Wasserstoffs produziert werden. Welche Fragen stehen bei Ihrem aktuellen Besuch auf der Tagesordnung? Im Fokus meiner Reise steht die Entwicklung unserer bilateralen Zusammenarbeit im politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bereich. Wir wollen uns enger und vielfältiger vernetzen. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat uns Deutschen ganz klar gezeigt, dass wir unsere weltweiten Beziehungen diversifizieren müssen. Wir arbeiten mit bisherigen Partnern enger zusammen, und wir bauen Beziehungen zu neuen Partnern auf der Grundlage der internationalen, regelbasierten Ordnung auf. Besonders wichtig für mich ist, wie Kasachstan die Lage in der Region einschätzt. Und zugleich will ich die klare Botschaft überbringen: Wir, die Bundesrepublik und Europa, sind als Partner für Sie und Euch da. Ihr steht in Eurer schwierigen Nachbarschaft mit Russland und China nicht alleine da. Auch ein anderes wichtiges Thema wird eine Rolle spielen: Wie können wir verhindern, dass europäische Sanktionen gegen Russland umgangen werden? Hier ist es wichtig, dass kasachische Behörden weiter im engen Kontakt mit der EU bleiben, um Umgehungsversuche effektiv zu verhindern. Deutschland ist ein Vorzeigeland, wenn es um saubere Lösungen für die Energiefragen der Zukunft geht. Wo sehen Sie hier Potenzial für die Zusammenarbeit beider Länder? Die Deutsch-Kasachische Energiepartnerschaft hat eine lange Tradition, und Kasachstan ist ein wichtiger Partner für die deutsche Energieversorgung. Umso mehr freue ich mich über das große Interesse und rege Diskussionen über die Diversifizierung der Energieversorgung in Kasachstan. Kasachstan hat ein ehrgeiziges Ziel ausgerufen: Kohlenstoffneutralität bis 2060. Zentralasien und Kasachstan gehören zu den am meisten vom Klimawandel betroffenen Regionen weltweit. Das Land hat großes Potenzial für erneuerbare Energien wie Solarenergie und grünen Wasserstoff. Es gibt viele wegweisende Ideen und bereits bestehende Projekte deutscher Unternehmen, wie zum Beispiel von den Firmen Goldbaeck Solar, Svevind, Linde und Thyssenkrupp. Eine wichtige Voraussetzung für den Ausbau unserer Energiekooperationen ist der Ausbau des "Mittleren Korridors". Es ist ein geografisch weiter Weg, Energie, Rohstoffe und Waren von Kasachstan zu uns zu transportieren. Ich wünsche mir, dass wir die Transportkapazitäten über das Kaspische Meer, den südlichen Kaukasus und das Schwarze Meer nach Europa hin stärker ausbauen. Heute leben mehr als 200.000 Deutsche in Kasachstan und etwa eine Million unserer Landsleute in Deutschland. Sie sorgen für starke kulturelle und wirtschaftliche Bindungen und bauen eine Brücke zwischen Kasachstan und Deutschland. Darüber hinaus arbeitet zwischen den Ländern eine zwischenstaatliche Kommission für Volksdeutsche, und ein Förderprogramm wird umgesetzt. Wird diese Dynamik auch in Zukunft anhalten? Kasachstan ist ein multiethnischer Staat, das Land schaut beim Thema Integration auf eine reiche Tradition zurück. Die ethnischen Deutschen in Kasachstan und die kasachstanstämmigen Deutschen in meinem Land verbinden unsere beiden Gesellschaften ganz besonders lebendig. Dabei ist die Arbeit der Deutsch-Kasachischen Regierungskommission für die in Kasachstan lebenden Deutschen sehr wichtig. Bei der letzten gemeinsamen Sitzung der Kommission in Berlin im März wurde auch die Fortsetzung der erfolgreichen Förderung durch das Bundesinnenministerium beschlossen, mit Fokus auf kultur- und bildungspolitische Zielsetzungen. Ich freue mich auch, dass die deutsche Sprache wieder als erste Fremdsprache an kasachischen Schulen angeboten wird. Das Interesse, Deutsch zu lernen, wächst derzeit in Kasachstan. Das geht wunderbar mit der Intensivierung unserer bilateralen Beziehungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zusammen. Das duale Ausbildungssystem Deutschlands genießt in Kasachstan hohes Ansehen. Kürzlich wurde in Aktau die Eröffnung eines Deutschen Instituts für Ingenieurwesen offiziell gefeiert. Dort sollen junge Spezialisten nach deutschem Vorbild ausgebildet werden. Welche Chancen sehen Sie in solchen Vorhaben für Deutschland, das sehr unter Fachkräftemangel leidet? Und was kann Deutschland noch tun, um gut ausgebildeten jungen Leuten aus Zentralasien eine berufliche Perspektive zu bieten und so die Personalsituation deutscher Unternehmen zu entspannen? Ich bin erfreut darüber, dass Deutschland und Kasachstan im Bildungsbereich enger zusammenarbeiten wollen. Umso mehr freut es mich, morgen bei der Grundsteinlegung für das neue Institut für Ingenieurwissenschaften in Aktau dabei sein zu dürfen. Wir hoffen, diese Zusammenarbeit in Zukunft weiter stärken zu können. Der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften in Deutschland ist in der Tat hoch. Aber auch Kasachstan braucht angesichts der angestoßenen Diversifizierungsvorhaben gut ausgebildete junge Leute. Diese Herausforderungen sollten wir gemeinsam angehen. Die Fragen stellte: Olesja Klimenko | Федеральный президент Франк-Вальтер Штайнмайер дал письменное интервью газете Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) в Казахстане, которое появилось в интернет-издании 20 июня. Что касается цели своей поездки в Казахстан, он говорит: «Я хочу донести четкий сигнал: мы, Федеративная Республика и Европа, являемся партнерами для вас и для вас. Вы не одиноки в своем трудном соседстве с Россией и Китаем. ." Федеральный президент Франк-Вальтер Штайнмайер дал письменное интервью газете Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) в Казахстане, которое появилось в интернет-издании 20 июня под заголовком «Мы здесь как партнер для вас и вас». DAZ публикуется еженедельно на двух языках на немецком и русском языках. - Господин Федеральный Президент, Вы уже посещали Казахстан в 2017 году. В стране теперь новый президент, который проводит реформы. Он стал более современным, а его города выросли. И геополитическая среда, в которой Действуют Казахстан и немецко-казахстанские отношения, изменилась. Если вы сравните свои чувства и впечатления сегодня с ощущениями первого визита, что вы заметите? - Война России против Украины, продолжавшаяся более года, особенно наглядно показала нам неоценимую ценность свободы, суверенитета и самоопределения. Это относится к нам в Европе, но, конечно, в еще большей степени к гражданам стран, находящихся в непосредственной Близости от России. В Казахстане тоже многое меняется. Президент Токаев инициировал важные реформы: смертная казнь отменена, создан конституционный суд, реформируется избирательное законодательство, происходят изменения в уголовно-исполнительной и судебной системах. Эти процессы показывают, что страна находится на правильном пути. Однако доведение реформ до успешного завершения – задача общества в целом. - Как, по Вашему мнению, развивались германо-казахстанские отношения со времени Вашего последнего визита и на каких направлениях деятельности следует сосредоточить внимание в будущем? - Я рад, что наши двусторонние отношения разнообразны. Они включают политический обмен, сотрудничество в области культуры, образования, окружающей среды и сотрудничество в международных организациях, а также межобщественные и семейные отношения. Между нашими странами ведется оживленный обмен, не в последнюю очередь из-за большого количества меньшинств в наших странах. Казахстан является нашим важнейшим экономическим партнером в регионе. На вашу страну приходится более 80 процентов торговли Германии со Средней Азией. В прошлом году Казахстан поддержал Федеративную Республику, когда ему потребовалось надежно снабжать немецкие домохозяйства и компании сырой нефтью. Я рад, что Казахстан внесет значительный вклад в обеспечение будущего нефтеперерабатывающего завода в Шведте и, следовательно, поставок топлива в Восточную Германию. С нами в составе нашей делегации ездил министр экономики Бранденбурга, и он подпишет здесь контракт на поставку сырой нефти. Наши экономические отношения также имеют большой потенциал, помимо поставок нефти и газа. Мы концентрируемся на будущем производстве энергии с нейтральным выбросом CO2. Мы хотим сделать энергоснабжение более экологичным и тесно сотрудничать в борьбе с изменением климата. Во время моего визита в Казахстан я рассмотрю водородный проект в западно-казахстанской области Мангистау. Вскоре там можно будет производить большое количество зеленого водорода с использованием энергии ветра и солнца. Какие вопросы стоят на повестке дня вашего нынешнего визита? - Целью моей поездки является развитие нашего двустороннего сотрудничества в политической, экономической и научной сферах. Мы хотим сотрудничать более тесно и разнообразно. Война России против Украины ясно показала нам, немцам, что нам необходимо диверсифицировать наши глобальные отношения. Мы более тесно сотрудничаем с существующими партнерами и строим отношения с новыми партнерами на основе международного порядка, основанного на правилах. Для меня особенно важно то, как Казахстан оценивает ситуацию в регионе. И в то же время я хочу донести четкий сигнал: мы, Федеративная Республика и Европа, являемся партнерами для вас и вас. Вы не одиноки в своем сложном соседстве с Россией и Китаем. - Еще один важный вопрос также будет играть роль: как мы можем предотвратить обход европейских санкций против России? Здесь важно, чтобы власти Казахстана оставались в тесном контакте с ЕС, чтобы эффективно предотвращать попытки обхода. - Германия является образцовой страной, когда дело доходит до экологически чистых решений энергетических проблем будущего. В чем вы видите потенциал сотрудничества между двумя странами? - Немецко-казахстанское энергетическое партнерство имеет давнюю традицию, и Казахстан является важным партнером в энергоснабжении Германии. Меня тем более радует большой интерес и оживленные дискуссии по поводу диверсификации энергопоставок в Казахстане. Казахстан объявил амбициозную цель: добиться углеродной нейтральности к 2060 году. Центральная Азия и Казахстан входят в число регионов мира, наиболее пострадавших от изменения климата. Страна имеет большой потенциал для возобновляемых источников энергии, таких как солнечная энергия и зеленый водород. Существует множество новаторских идей и существующих проектов немецких компаний, таких как Goldbaeck Solar, Svevind, Linde и Thyssenkrupp. Важной предпосылкой расширения нашего энергетического сотрудничества является расширение «Среднего коридора». Это географически длинный маршрут транспортировки энергии, сырья и товаров из Казахстана к нам. Мне бы хотелось, чтобы мы и дальше расширяли транспортные возможности через Каспийское море, Южный Кавказ и Черное море в Европу. Сегодня в Казахстане проживает более 200 тысяч немцев и около миллиона наших соотечественников в Германии. Они обеспечивают прочные культурные и экономические связи и строят мост между Казахстаном и Германией. Кроме того, между государствами работает межправительственная комиссия по делам этнических немцев и реализуется программа поддержки. Сохранится ли эта динамика в будущем? Казахстан является многонациональным государством, и страна имеет богатые традиции в области интеграции. Этнические немцы в Казахстане и немцы казахстанского происхождения в моей стране имеют особенно живую связь между нашими двумя обществами. Работа Германо-Казахстанской правительственной комиссии очень важна для немцев, проживающих в Казахстане. На последнем совместном заседании комиссии в Берлине в марте было решено продолжить успешное финансирование со стороны Федерального министерства внутренних дел с упором на цели культурной и образовательной политики. Я также рад, что немецкий язык снова предлагается в качестве первого иностранного языка в казахских школах. В настоящее время в Казахстане растет интерес к изучению немецкого языка. Это идет рука об руку с активизацией наших двусторонних отношений в сфере бизнеса, науки и культуры. Немецкая система дуального обучения пользуется высокой репутацией в Казахстане. Недавно в Актау официально отметили открытие Немецкого инженерного института. Там будут готовить молодых специалистов по немецкой модели. Какие возможности вы видите в подобных проектах для Германии, страдающей от острой нехватки квалифицированных рабочих? А что еще может сделать Германия, чтобы предложить хорошо образованным молодым людям из Центральной Азии карьерные перспективы и тем самым облегчить кадровую ситуацию в немецких компаниях? Я рад, что Германия и Казахстан хотят более тесно сотрудничать в сфере образования. Я тем более рад возможности присутствовать завтра на закладке первого камня нового инженерного института в Актау. Мы надеемся, что сможем еще больше укрепить это сотрудничество в будущем. Потребность в высококвалифицированных кадрах в Германии действительно высока. Но Казахстану также нужны хорошо образованные молодые люди ввиду начатых проектов диверсификации. Мы должны вместе решать эти проблемы. |