DIE LITERATUR DES MITTELALTERS
DEUTSCHE VOLKSDICHTUNG
Jedes Volk bewahrt seine Vergangenheit in Form von Kalender, Annalen, Chroniken und in der mündlichen Dichtung. Noch vor dem Schrifttum erzählte und sang jedes Volk von seinen Göttern, Helden und von seinem alltäglichen Leben sowie von seiner Vergangenheit.
Die Anfänge der deutschen Volksdichtung liegen im frühen Mittelalter. Römische Geschichtsschreiber berichten in der ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung von einer reichen und mannigfaltigen Volksdichtung der alten Germanen. Sie war ganz mit dem Leben des Volkes verwachsen und widerspiegelte ziemlich genau seine Lebensweise und Vorstellungswelt. Diese alte Volksdichtung kannte Zaubersprüche, Götter- und Heldenlieder, Natur- und Hochzeitslieder, Mythen (Sagen von Göttern und Helden), Märchen, Rätsel, Sprichwörter und andere.
Diese Dichtwerke wurden nicht aufgeschrieben, sondern mündlich von einer Generation auf die andere überliefert. Mit der Zeit gingen die meisten Werke verloren, weil sie später von der Kirche streng verfolgt und verboten wurden. Nach allgemeiner Vermutung interessierte sich Karl der Große (742-814) für die altertümlichen Denkmäler der Poesie. Er ordnete an, viele heidnische Lieder, welche von dem Heldentum und Kriegen der alten Könige erzählten, aufzuschreiben.
Die Volksdichtung war die Urquelle der Literaturdenkmäler des Mittelalters und bereicherte die schriftliche Literatur durch die Vielseitigkeit der Lebenswahrheiten, die sie enthielt. Die Kunstwerke, die mit dem Volksschaffen am engsten verbunden waren, hatten den größten künstlerischen Wert.
Fragen zur Kontrolle:
Was wiederspiegelt die Volksdichtund der alten Germanen?
Wovon erzählten die alten Germanen?
Wie wurden diese Volkswerke übertragen?
Warum gibt es nicht so viele Lieder der alten Germanen?
Welche Eigenschaften hatte diese Volksdichtung?
Welche alten Dichtwerke kannst du nennnen?
DIE LITERATUR DES MITTELALTERS
DEUTSCHE VOLKSDICHTUNG
Die Volksdichtung der alten Germanen
widerspiegelt die Lebesweise und die Vorstellungswelt
erzählt von dem alltäglichen Leben und von der Vergangenheit
erzählt über die Götter, Helden und Könige
wurde mündlich übertragen
hat einen liederhaften Charakter
Die heidnischen Lieder der alten Germanen wurden von der Kirche verboten und vernichtet. Karl der Große ordnete an, die alten Lieder, welche von dem Heldentum und Kriegen der alten Könige berichteten, aufzuschreiben.
Die Volksdichtung war die Quelle der Literaturdenkmäler des Mittelalters – reich, mannigfaltig, vielseitig.
Die alten Dichtwerke:
Zaubersprüche
Götter- und Heldenlieder
Natur- und Hochzeitslieder
Sagen von Göttern und Helden (Mythen)
Märchen und Legenden
Rätsel
Sprichwörter
DAS HELDENLIED. DAS HELDENEPOS
Zu den ältesten deutschen Dichtwerken werden das Heldenlied (das Volkslied) und das Heldenepos gezählt.
Die Besonderheiten des Heldenliedes bestehen darin, dass ihm die historische Wirklichkeit zugrunde liegt. Es begrenzt sich auf eine Episode. Es hat eine begrenzte Zahl der Beteiligten, die nicht scharf charakterisiert sind.
Das „Hildebrandslied“ ist das einzige erhaltene Dichtwerk dieser Dichtung, das aus dem 9. Jahrhundert stammt. Das Lied schildert den Zusammenstoß zwischen dem altgermanischen Verwandschaftsgefühl und der feudal-aristokratischen Kriegesmoral.
Das Heldenepos entstand bei allen Völkern auf einer frühen Stufe ihrer Entwicklung. Viele Epen wurden auch mündlich durch Jahrhunderte überliefert, bis jemand sie aufschrieb.
Das starke religiöse Gefühl der mittelhochdeutschen Periode hatte seine Widerspiegelung in den Kreuzzügen, welche die Verbindungen zwischen den Teilnehmern der Kreuzzüge befestigte und dadurch lernte das West-Europa die hohe Kultur des Nahen Ostens kennen. In den Dichtwerken dieser Zeit wurde die märchenhafte Atmosphäre des Ostens wiedergegeben („König Roter“ – gegen 1160, „Herzog Ernst“ – gegen 1180). Die Rittertaten dieser Dichtungen wurden zur Ehre Gottes und der schönen Dame gemacht.
Die Berührung mit der höheren Kultur des Ostens, des mittelländischen Meeres und Frankreichs durch die Kreuzzüge, beeinflusste die Kultur der deutschen Ritter, die dadurch gebildet werden. Die Askese der christlichen Dichtung trat in den Hintergrund, die Literatur wurde vielseitiger, ihre Dichter entwickelten eine reich poetische Phantasie. In dieser Zeit erreicht das Heldenepos seine Blüte.
Das Heldenepos unterscheidet sich vom Heldenlied durch einige Merkmale:
Im Heldenepos gibt es viele handelnde Personen, es geht um das Schicksal des ganzen Volkes
Der Stoff kommt aus der historischen Wirklichkeit, aber auch aus den Heldensagen und Märchen
Das Pathos und der Geist des Heldenepos ist heroisch und tragisch zugleich, es wird viel Blut vergossen, wie es im Leben in der Zeit der Völkerwanderung war
Es ist in einheitlichen Versen geschrieben. Der Spielmann tritt als allwissender Erzähler auf, er sagt voraus, was weiter geschieht.
Zu den berühmtesten Dichtwerken dieser Periode gehört das „Nibelungenlied“, das in der Zeit des Feudalismus um 1200 in mittelhochdeutscher Sprache aufgeschrieben wurde. Die historischen Ereignisse des Liedes gehen auf das Jahr 436 zurück und es schildert die grausamen Sitten und Bräuche des Rittertums.
Schreibt die Merkmale des Heldenliedes und des Heldenepos in die Tabelle auf:
Das Heldenlied | Das Heldenepos |
die historische Wirklichkeit | die historische Wirklichkeit märchenhafte Elemente Heldensagen |
begrenzt sich auf eine Episode | zeigt das Schicksal des ganzen Volkes im Laufe einiger Jahre |
begrenzte Zahl der Beteiligten | viele handelnde Personen |
keine scharfen Charakteristiken | reiche poetische Sprachmittel |
Das „Hildebrandslied“ (um 800) | Das „Nibelungenlied“ (um 1200) |
Schreibt die Merkmale des Heldenliedes und des Heldenepos in die Tabelle auf:
| Das Heldenlied | Das Heldenepos |
Bezug auf die Wirklichkeit | die historische Wirklichkeit | die historische Wirklichkeit märchenhafte Elemente Heldensagen |
Erzählt über | begrenzt sich auf eine Episode | zeigt das Schicksal des ganzen Volkes im Laufe einiger Jahre |
Die handelnden Personen | begrenzte Zahl der Beteiligten | viele handelnde Personen |
Die benutzten Sprachmittel | keine scharfen Charakteristiken | reiche poetische Sprachmittel |
Beispielswerke | Das „Hildebrandslied“ (um 800) | Das „Nibelungenlied“ (um 1200) |
Schreibt die Merkmale des Heldenliedes und des Heldenepos in die Tabelle auf:
| Das Heldenlied | Das Heldenepos |
Bezug auf die Wirklichkeit | | |
Erzählt über | | |
Die handelnden Personen | | |
Die benutzten Sprachmittel | | |
Beispielswerke | | |
DAS HILDEBRANDSLIED
Das „Hildebrandslied“ ist das einzige bedeutende Denkmal der mündlichen Dichtung. Es wurde Anfang des 9. Jahrhundert auf der ersten und letzten Seite eines lateinischen Buches in dem Kloster zu Fulda, in der althochdeutschen Sprache aufgeschrieben. Es geht auf die historischen Ereignisse der Volkswanderung zurück und erzählt die Geschichte des alten Kriegers Hildebrand, der gegen seinen eigenen Sohn kämpfen sollte.
Der Waffenmeister Hildebrand rettet sich vom Zorn Odoakers, dem König der Westgoten, und ist zum Hunnenkönig geflohen. Nach langer Abwesenheit kehrt er in seine Heimat zurück und begegnet seinem Sohn Hadubrand. Doch Hadubrand glaubt dem Alten nicht, weil er gehört hat, er sei tot. Zwischen Vater und Sohn entbrennt ein Kampf. Das Lied zeigt den inneren Konflikt des Vaters – die Liebe zu eigenem Sohn und das Ehrgefühl des Kriegers.
Fragen zur Kontrolle:
Welche sind die ältesten Dichtwerke?
Worum geht es in einem Heldenlied?
Welche Merkmale des Heldenliedes kannst du nennen?
Was für ein Konflikt steht im Mittelpunkt des „Hildebrandliedes“?
DAS NIBELUNGENLIED
Das “Nibelungenlied” ist ein Literaturdenkmal der alten deutschen Poesie. Es entstand im 12. Jahrhundert, in der Zeit des Feudalismus. Die historischen Ereignisse des “Nibelungenliedes” gehen auf das Jahr 436 zurück. Der Verfasser des Werkes ist unbekannt. Er hat viele alte Lieder und Volkssagen gesammelt, bearbeitet und zu einem Werk vereinigt. Das „Nibelungenlied“ vereinte zwei ganz verschiedene Stoffgebiete zu einem Ganzen: die Heldenlieder und Sagen vom Untergang der Burgunden und die Sagen von Siegfried und Brunhilde.
Das „Nibelungenlied“ besteht aus 39 Gesängen und kann in 2 Teile gegliedert werden: Siegfrieds Freundestreue, seine Heldentaten und sein Tod (19 Gesänge) und Krimhildes Rache und der Untergang der Burgunden (20 Gesänge)
Siegfried ist der Hauptheld des Liedes. Er ist jung und schön, stark und kühn. Als Jungling zieht er auf Abenteuer aus, tötet den schrecklichen Drachen, badet sich in seinem Blut und wird unverletzbar. Danach besiegt er den Zwerg Alberich, gewinnt das Nibelungenhorn und wird dadurch Nibelung. Aber das Horn bringt seinem Besitzer nur Unglück und Tod.
Das „Nibelungenlied“ enthält viele phantastische Elemente: die übermenschlichen Kräfte von Siegfried und Brunhilde, die Tarnkappe, das Nibelungenhorn.
Das „Nibelungenleid“ ist ein Literaturdenkmal, aus dem wir das Leben einer längst vergangenen Zeit kennenlernen. Hoch schätzte Goethe das „Nibelungenlied“ ein: „Die Kenntnis dieses Gedichtes gehört zu einer Bildungsstufe der Nation. Und zwar deswegen, weil es die Einbildungskraft erhöht, das Gefühl anregt, die Neugierde erweckt und, um sie zu befriedigen, uns zu einem Urteil anfordert. Jedermann sollte es lesen.“
Fragen zur Kontrolle:
Wer dichtete das „Nibelungenlied“?
Welche Völker werden in dem Lied genannt?
Welche Teile hat das Lied? Worum geht es in diesen Teilen?
Wie schätzte Goethe das „Nibelungenlied“ ein? Warum?
DAS NIBELUNGENLIED
Lest die Inhaltsangabe des “Nibelungenliedes” und bestimmt, ob die Satze richtig oder falsch sind.
Die schöne Krimhilde lebt mit ihrer Mutter und ihren Brüdern im Lande der Hunnen, zu Worms am Rhein.
Der herrliche Held Siegfried lebt in den Niederlanden.
Siegfried hat einen Drachen getötet, sein Blut getrunken und ist dadurch unverwundbar.
Siegfried und Krimhilde wollen heiraten und sie kommt zu Siegfried.
Da kommt es zu einem Krieg mit den Hunnen und Burgunden.
Die Schone brunhilde lebt fern im Süden auf der burg Isenstein.
Krimhildes Vater, König Gunther, will Brunhilde heiraten.
Nach der Hochzeit kehren Siegfried und Brunhilde nach Worms zurück.
An einem Fest in Worms kommt es zu einem Streit zwischen Gunther und Brunhilde.
Siegfried wird in einem Krieg getötet.
Krimhilde lässt den Nibelungenschatz in den rhein versenken.
Der Westgoten König, Etzel, will Krimhilde heiraten.
13 Jahre später lädt Krimhilde ihre Freunde nach Etzelburg ein.
In der Nacht streckt sie alle Gäste mit dem Schwert nieder.
Sie hebt den Nibelungenschatz vom Rhein und lebt noch lange.
DAS NIBELUNGENLIED
Lest die Inhaltsangabe des “Nibelungenliedes” und korregiert die falschen Sätze:
Die schöne Krimhilde lebt mit ihrer Mutter und ihren Brüdern im Lande der Hunnen(Burgunden), zu Worms am Rhein.
Der herrliche Held Siegfried lebt in den Niederlanden (an dem Niederrhein).
Siegfried hat einen Drachen getötet, sein Blut getrunken (in seinem Blut gebadet) und ist dadurch unverwundbar.
Siegfried und Krimhilde wollen heiraten und sie kommt zu Siegfried (er kommt zu Krimhilde).
Da kommt es zu einem Krieg mit den Hunnen und Burgunden (Dänen und Sachsen).
Die schöne Brunhilde lebt fern im Süden (Norden) auf der Burg Isenstein.
Krimhildes Vater (Bruder), König Gunther, will Brunhilde heiraten.
Nach der Hochzeit kehren Siegfried und Brunhilde (Krimhilde) nach Worms zurück.
An einem Fest in Worms kommt es zu einem Streit zwischen Gunther (Krimhilde) und Brunhilde.
Siegfried wird in einem Krieg (auf einer Jagd) getötet.
Krimhilde (Ihre Brüder, Hagen) lässt den Nibelungenschatz in den Rhein versenken.
Der Westgotenkönig (Hunnenkönig), Etzel, will Krimhilde heiraten.
13 Jahre später lädt Krimhilde ihre Freunde (alle Verwandten) nach Etzelburg ein.
In der Nacht streckt sie alle Gäste mit dem Schwert nieder.(Krimhilde lässt den Saal anzünden, in dem sich die Gäste befinden)
Sie hebt den Nibelungenschatz vom Rhein und lebt noch lange.(Hildebrand streckt sie mit seinem Schwert nieder)
DAS NIBELUNGENLIED
Das “Nibelungenlied” ist ein Heldenepos.
Es entstand im 12. Jahrhundert.
Der Verfasser des Werkes ist unbekannt.
Er hat viele alte Lieder und Volkssagen gesammelt, bearbeitet und zu einem Werk vereinigt.
Die historischen Ereignisse des “Nibelungenliedes” gehen auf das Jahr 436 zurück.
Aufgeschrieben wurde das Epos in der Zeit des Feudalismus um 1200.
Das Werk besteht aus 2 Teilen und 39 Gesängen.
Der erste Teil erzählt über Siegfrieds Freundestreue, seine Heldentaten und seinen Tod.
Im zweiten Teil geht es um Siegfrieds Witwe Krimhilde, ihre Rache und den Untergang der Burgunden.
Das Werk hat viele phantastische Elemente: die übermenschlichen Kräfte von Siegfried und Brunhilde, die Tarnkappe, das Nibelungenhorn.
Das „Nibelungenlied schildert die grausamen Sitten und Bräuche des Rittertums.
Die älteste Handschrift des Liedes wurde 1570 in der Ritterburg Prunn entdeckt.
Das „Nibelungenleid“ ist ein Literaturdenkmal.
Hoch schätzte das Werk der große deutsche Dichter und Schriftsteller Goethe.
Er sagte, dass die Kenntnis dieses Gedichtes zu einer Bildungsstufe der Nation gehört und jedermann es lesen soll.